Glossar: Euphemismus

Was sind Euphemismen?

Das Arbeits- und Berufsleben ist voller Euphemismen. Entwicklungspotential ist zum Beispiel ein wohlklingender Euphemismus. Kolateralschaden hat zwar nichts mit dem Berufsleben zu tun, ist aber ein hervorragendes Beispiel für einen zumindest früher unverständlichen Euphemismus. Euphemismen sind Beschönigungen. Die braucht man, um ein hässliches Wort durch ein neutrales oder positiv klingendes Wort zu ersetzen. Beliebt sind auch vollkommen unverständliche Formulierungen, die erstmal keiner versteht, oder noch besser, die zunächst positiv interpretiert werden.


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Beispiele für Euphemismen

Der Mitarbeiter hat Entwicklungspotential aber keine Aufstiegschancen. Also sucht man das geeignete Abstellgleis für ihn. Am besten wäre es, er würde kündigen und sich einen anderen Job suchen. Ein Beispiel ist auch die Philosophie „positives Denken“. Da läuft manch einer Gefahr vor lauter Euphemismen den Blick auf die Realität zu verlieren. Warum darf man ein Problem nicht als solches bezeichnen und nennt es beschönigend Herausforderung oder Aufgabe?

Aus Konkurrenten wurden Wettbewerber, aus Wettbewerbern der Mitbewerb. Untergebene mutierten zu Mitarbeitern. Umstrukturierung wurde zu Restrukturierung. Beide haben Kostenreduzierung und Massenentlassungen ersetzt. Lesen Sie also, dass Ihr Unternehmen umstrukturiert werden soll, halten Sie besser schon mal Augen und Ohren offen und nehmen diskret Kontakt auf zu den richtigen Headhuntern.

Headhunter, übrigens ist auch so ein Begriff, den viele Headhunter in Deutschland euphemistisch ersetzen durch „Personalberater“ mit der Begründung, sie würden doch keine Köpfe jagen. Abgesehen davon, dass Headhunter genau das tun, ist Headhunter eine Metapher, die bildhaft das eigentliche Tun umschreibt. Personalberater ist ein Oberbegriff von Headhunter.

Ausgliederung von Unternehmensteilen ist eine nette Umschreibung dafür, dass Ihr Vorstand mit einer Umsatz-Rendite von 5% nicht zufrieden ist und die Restrukrurierung, sprich die Drecksarbeit, anderen überlassen will. Nebenbei bemerkt kann eine Umsatzrendite von 5% einer Eigenkapitalrendite von mehreren Hundert Prozent entsprechen. Bitte genau lesen, haben Sie das gut verstanden?

Konzentration auf Kernbereiche soll heissen, dass profitable aber nicht hochprofitable Bereiche an Investoren, Hedge-Fonds und Beteiligungsgesellschaften abgegeben werden, weil sie eine suboptimale Rendite erwirtschaften.

„Ich habe da eine interessante Aufgabe für Sie“ bedeutet im besten Fall nur, dass diesen Sch…job sonst keiner machen will. Im schlimmeren Fall: Mit dieser Aufgabe macht man sich keine Freunde, sozusagen Fallschirmspringen ohne Reißleine.

Was lernen wir daraus?

Machen Sie sich einen Spaß daraus zu hinterfragen wie Ihr Vorstand „Kacke am dampfen“ umschreiben würde und versuchen Sie dabei die bestklingendste oder die unverständlichste Beschönigung für die übelsten Probleme zu finden. Dann liegen Sie richtig was Euphemismen im Berufsleben betrifft.

Entscheiden Sie dann ob Ihre Interpretation der Realität entsprechen kann und ziehen Sie die richtigen Schlüsse für IHRE Karriere. Setzen Sie dann diese Schlüsse zum idealen Zeitpunkt um. Glauben Sie aber nicht, dass woanders unbedingt alles besser ist.

Buchempfehlungen zu Euphemismen

  • Richtigstellung. Ein polemisches Soziallexikon* Die deutsche politisch korrekte „Neusprache“ strotzt vor Euphemismen und offensichtlichen Tatsachenverdrehungen – hierfür gibt Beispiele zuhauf: Freiheit als Abwesenheit von Zwang wird zur „positiven Freiheit“ im Sinne von sozialer Sicherheit oder Versorgung; Gerechtigkeit wird zur „sozialen Gerechtigkeit“ im Sinne von sozialer Nivellierung; Forderungen werden zu „Sozialrechten“, „Sozialpartnerschaft“ steht für das mächtigste Kartell der deutschen Geschichte und auch die „Rentenversicherung“ hat rein gar nichts mit Versicherung zu tun. Pikant ist nicht zuletzt auch der Euphemismus „Generationenvertrag“: Er führt denn Begriff „Vertrag“ ad absurdum, weil mit Kindern und Ungeborenen bekanntermaßen noch gar kein Vertrag geschlossen werden kann. Dieses sozialpolemische Lexikon mit über 300 Einträgen, einer Vielzahl von Literaturhinweisen bzw. Querverweisen sowie mit bibliographischem Anhang erhebt erst gar nicht den Anspruch „objektiv“ im Sinne von wertfrei zu sein; es sieht sich vielmehr als Aufforderung, für eine Rückführung des Staates auf ein unumgängliches Minimum einzutreten und versteht sich damit vor allem auch als antibürokratisches Lexikon. Im Zusammenhang gelesen, stellt es nichts weniger als eine Einführung in die Schule des freiheitlichen Denkens dar.

  • Psychologie* Es gibt kaum Basisliteratur, die für den Studienanfänger so vorbehaltlos empfohlen werden kann, wie dieses schon klassische, aber völlig aktualisierte Werk. Auch für Studenten von Nachbarwissenschaften (Pädagogik. Medizin usw.), die sich für die Psychologie und ihre Erkenntnisse interessieren, von der Populärpsychologie her aber oft ein falsches Verständnis von Psychologie haben, bildet es ein ideales Lehrbuch und Nachschlagewerk.

  • Schöner Denken: Wie man politisch unkorrekt ist* Von „Antizionismus“ bis „Zukunftsfähig“: In dieser ebenso bissigen wie vergnüglichen Anleitung für politisch Unkorrekte sind alphabetisch alle Begriffe und Floskeln aufgeführt, mit denen wir tagtäglich davon abgelenkt werden, selbst zu denken.